Als Top-Mediziner TV-Beauty-Doc machte Dr. Artur WorsegKarriere. Jetzt schreibt er in seinem neuen Buch „Deine Nase kann nichts dafür“ gegen den Beauty-Wahn vieler Patientin- nen. Das Interview.
15.03.2019 Madonna › Beauty
Man liebt nicht, was schön ist, sondern es ist schön, was man liebt“, lautet der privateLeitsatz von Dr. Artur Worseg. Durchaus überraschend, ist der Plastische Chirurg docheiner der renommiertesten und erfolgreichsten des Landes. Menschen zu verschönernist sein tägliches Business als Leiter der Privatklinik Währing und in seiner nagelneuen Privatordination am Graben 28.
Aufreger-Buch. Nichtsdestotrotz nimmt der 58-jährige dreifache Vater (Paris, 14, Nicolas, 3, und Elena, 2) jetzt in einem Buch seinen eigenen Berufsstand ins Visier – vor allem aber auch die Patientinnen, die mit dem Traum zu ihm kommen, glücklich ge-macht zu werden. Wie Artur Worseg den Spagat zwischen seinem Pamphlet gegen den Beauty-Wahn und seiner anhaltenden Karriere als Schönheitschirurg spannt, lesen Sie hier.
Herr Dr. Worseg, wie kam es dazu, dass ausgerechnet Sie als Beauty-Doc ein Pamphlet gegen den Schönheits-Wahn schreiben?
Dr. Artur Worseg: Wenn du das so lange machst, wie ich, dann fallen dir gewisse Dinge einfach auf. Was mir zunehmend aufstieß, war, dass so viele Leute zu mir kommen, die viel mehr von Operationen erwarten als die reine Änderung des Körpers. Ich höre immer wieder: „Machen Sie mich glücklich!“ oder „Ich möchte endlich einen Mann finden!“ Da fängst du irgendwann an, darüber nachzudenken: Ist es wirklich das, was ich erreichen kann, oder muss man vielleicht auch bei gewissenPatientInnen sagen: Ich mache das lieber nicht und warte mal, dass sie – es sind ja meistens Frauen – das wahre Problem in den Griff bekommt.
Sie haben früher bestimmt anders gedacht.
Worseg: Klar, das gebe ich schon zu: Früher war ich eher blind. Da wurde jeder Patient „geschnappt“, operiert und fertig. Es haben sich aber auch die Patienten und der Beauty-Wahn, der immer größer und stärker wird, im Laufe der Jahre verändert. Ich habe dieses Buch aber nicht gegen unsere Branche geschrieben, sondern damit die Leute ein bisschen darüber nachdenken, warum sie eine Schönheits-OP wirklich wollen und ob diese wirklich die Lösung des tatsächlichen Problems ist.
Kritiker werden wohl sagen: Worseg hat leicht reden – er hat bereits ein Vermögen mit dem Beauty-Wahn verdient…
Worseg: Ja, damit rechne ich auch. Aber ich kann nur immer wieder betonen: Ichhabe meinen Beruf immer geliebt – und ihn nie des Geldes wegen gemacht. Natürlich verdient man damit viel, aber wer aus finanziellen Gründen Schönheitschirurg wird, istkein guter Arzt. Ich habe schon früher oft PatientInnen abgelehnt, wenn ich gemerkt habe, dass psychische Probleme vorhanden sind. Heute bin ich noch sensibler. Wasaber nicht bedeutet, dass ich es nicht immer noch schön finde, zu operieren. Ich willes nur mit einem reinen Gewissen tun. Ich arbeite deshalb zunehmend mit Psycholo- gen zusammen, die sich auf das Thema spezialisiert haben, was ich früher nicht gemacht habe.
Hat Social Media Ihr Geschäft noch besser, damit aber auch komplizierter gemacht?
Worseg: Absolut! Allerdings in beide Richtungen. Zum einen in Richtung völlig falscher Schönheitsideale, weil viele so aussehen wollen wie ihr Idol. Zum anderen ent-wickelt sich jetzt auch langsam eine Gegenbewegung, die den Nutzern verdeutlicht: „Du bist schön, wie du bist.“ Das Traurige ist nur: Durch Social Media beschränkt sich die Kommunikation fast nur auf das Aussehen und kurze Statements.